Traditionelle bäuerliche Holzzäune

Mit Kursen und Dokumentationen erhalten wir aussterbendes Wissen lebendig

Weide- und Gartenzäune ohne Draht, Nägel oder Kunststoff? Heute unvorstellbar. Noch kaum 150 Jahre sind es her, dass diese Materialien für den Bau von Zäunen unerschwinglich waren oder noch gar nicht existierten.

Um ihr Vieh aus den Ackern oder Gärten fernzuhalten, nutzten unsere Vorfahren die lokalen Ressourcen Stein und Holz. Sie pflanzten und verflochten Lebhäge, bauten Steinmauern, und vor allem erstellten sie Tausende von Kilometern Holzzäune. Dank Erfindungsgeist und laufender Verbesserung entwickelte sich eine Vielzahl von Zaunbauweisen, deren Wissen lokal über Generationen weitergegeben wurde. Heute sind die Holz-Weidezäune fast überall vollständig aus der Landschaft verschwunden und haben Litzenzäunen, Maschendraht und Flexinets Platz gemacht.

Mit dem Holzzaun ist auch das Wissen um seinen Bau und die verschiedenen Funktionen am Aussterben. In der Schweiz lassen sich, wie Recherchen in den ausgesprochen raren Quellen ergaben, mindestens acht ganz unterschiedliche Holzzaun-Grundtypen unterscheiden. Manche wurden jeden Herbst abgebrochen und konnten im Frühjahr mit geringem Aufwand wieder aufstellt werden, andere waren sehr robust und blieben über Jahrzehnte praktisch ohne Reparaturaufwand am selben Ort.

Es gibt allerdings Regionen in Europa, wo die Holzzaun-Kunst noch heute fester Bestandteil der Landwirtschaft ist. Etwa im Südtirol sind Holzzäune verschiedener Bauarten noch immer landschaftsprägend und fehlen auf kaum einem Kalender- und Postkartenbild. Seit einigen Jahren unterstützt sie die dortige Regierung mit Kulturlandschafts-Beiträgen.

Der Agrarökologe Andreas Bosshard und der Holzbauspezialist Jürg Wildi haben Geschichte und Praxis des traditionellen Holzzauns in Europa studiert und vermitteln das Wissen an Kursen und Arbeitseinsätzen weiter.

Bereits entstanden an verschiedenen Orten wieder erste Holzzäune. Die Bauern wollen das Erlernte in den kommenden Jahren weiter in die Tat umsetzen. In steilen Weiden oder entlang von Wegen lassen sie so ein altes Landschaftselement neu aufleben, eine faszinierende Verbindung von Kunst und Funktion, von Schönheit und Notwendigkeit.

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Um die regionaltypischen Formen sowie die sinnvollen Einsatzbereiche jeweils vor Ort abklären zu können, ist eine längere Vorbereitungszeit notwendig. Eine Zusammenarbeit mit dem lokalen Förster ist sehr zu empfehlen, damit genügend geeignetes Material bereit gestellt werden kann. Weil den Landwirten oft die Zeit fehlt, ganz allein grössere Holzzäune selber zu erstellen, werden neben Kursen auch Arbeitseinsätze mit Schulklassen oder Firmen geplant.